Valmutsch

Das einem Speichersee geopferte Dorf Valmutsch. Die nachträgliche Vergrößerung des gesamten Kraftwerkprojekts um ein Vielfaches. Gefälschte Gutachten. Ein massiver Bergsturz. Der See fliegt: Saubere Wasserkraft!

Der Dreigesang der untoten „Gretln“ versucht sich in sieben Segmenten an der Rekonstruktion einer Stauseekatastrophe. Sie irren durch ein sich ständig zu wiederholen scheinendes postdramatisches „Schauerpanorama“ und schlüpfen in die Rollen aller Beteiligten: Landeshauptmann, russische Investorinnen, Kraftwerksbetreiber, abgesiedelte Einwohner_innen, Katastrophenausflügler, Tote.

Valmutsch befasst sich mit der Zersetzung des Menschen und seiner Lebensräume vor dem Hintergrund der so genannten „sauberen“ Energiegewinnung. Die gnadenlose Ausbeutung der Natur und menschlicher Ressourcen zugunsten äußerster Gewinnmaximierung erfährt im Text eine bedrohliche Spiegelung: Figuren und Handlungen verwandeln sich in einen vielstimmigen (Sprach-)Speicher. Atemloses, chorisches Auf-Anschluss-Sprechen, gegenseitiges Übernehmen von Sätzen, permanentes „Drüberreden“ sind Ausdruck des Speicherns eines katastrophischen Ausbeutungs-Traumas.

Valmutsch ist lose an die Stausee-Katastrophe im norditalienischen Vajont (1963) und an die Absiedelung und Flutung des Südtiroler Ortes Graun am/im Reschensee (1948–1950) angelehnt. Die weltweiten Pläne zum Ausbau der „sauberen“ Wasserkraft (auch als Alternative zur Atomenergie) garantieren nicht nur weitere gewinnbringende Großprojekte, sondern verschärfen einmal mehr die Ausbeutung von Natur und Mensch.

„Ihr seid spitze und habt Euch Spitzenstrom verdient!“

Schauspiel/Sprechtheater
Drei Darsteller_Innen

  • AUSZEICHNUNG:
    DramatikerInnenstipendium Bundesministerium
    für Unterricht, Kunst und Kultur 2011